Kaiserliche Marine
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Grundsätzlich waren drei Faktoren für die Entwicklung der Schnellboote bestimmend:
1. Der Torpedo als autonome und mit vernichtender Waffenwirkung ausgestattete neue Waffe.
2. Der bereits bei den Torpedobooten erkannte operative Vorteil hoher Geschwindigkeiten.
3. Der Motor als neues Antriebsmittel für kleinere Fahrzeuge.
Deutschland hatte durchaus maßgeblichen Anteil an der Entwicklung schneller Boote vor dem 1. Weltkrieg, allen voran Otto Lürssen mit dem Rundspant-Rennkreuzer „Donnerwetter“ (1905 – 1909) und dem Boot „Lürssen-Daimler“, mit dem 1911 in Monaco die „Meisterschaft des Meeres“ gewonnen wurde. Trotzdem gingen die wesentlichen Entwicklungen im 1. Weltkrieg vorwiegend von Italien und Großbritannien aus, die beide erfolgreich kleine Motortorpedoboote zum Einsatz brachten. So gelang den italienischen MAS-Booten (Motobarca Armata Svano o Silurante) in der Adria eine ganze Reihe von Erfolgen gegenüber der österreichischen Marine, u.a. wurde am 10.06.1918 das Großkampfschiff „Szent Istvan“ durch MAS 15 versenkt. Auch die britischen Boote kamen mehrfach im Kanal gegen deutsche Einheiten zum Einsatz. Ihre Erfolge blieben allerdings gering, da sie den Torpedo nach achtern, mit dem Schwanzstück voraus, ausstießen. Dies setzte eine hohe Angriffsgeschwindigkeit voraus, um nicht von dem Torpedo überlaufen zu werden. Eine unbemerkte Annäherung war damit nicht möglich. Im Juli 1919 gelang es dann aber den britischen Booten doch, mit der Versenkung des russischen Kreuzers „Oleg“ vor Kronstadt den Nachweis der Wirksamkeit zu erbringen.

Anders die Entwicklung in der deutschen Marine. Erst im Sommer 1916 wurden kleine und schnelle Motorboote benötigt, um die vor Zeebrügge und Ostende gelegten britischen Netzsperren zu beseitigen und damit den deutschen U-Booten ein ungehindertes Aus- und Einlaufen zu ermöglichen. Gefordert war eine Mischung aus Booten die an den Netzen selbst arbeiten konnten sowie Sicherungsbooten mit Torpedos, die die bewachenden Zerstörer und Torpedoboote auf Distanz halten sollten. Ergänzend dazu forderte im Herbst 1916 der Befehlshaber der Ostsee kleine torpedotragende Boote zum Einsatz gegen russische Seestreitkräfte im Gebiet der Baltischen Inseln. Die ersten sechs Boote wurden 1917 auf den Werften Lürssen, Naglo und Oertz gebaut. Sie verdrängten rund sieben Tonnen, waren ca. 16 m lang und erreichten mit drei Luft-schiffmotoren, die noch vom Zeppelinbau übrig waren, eine Geschwindigkeit von rund 30 Knoten. Sie erhielten die Bezeichnung LM 1 bis 6, wobei LM für „Luftschiff-Motor“ stand. Weitere 14 Boote wurden 1918 gebaut, diesmal als reine Torpedoträger mit einem Bugtorpedorohr. Parallel dazu wurde 1917 noch mit Fernlenkbooten vor der Küste Flanderns experimentiert, ohne dass sich diese Art der Seekriegsmittel durchsetzen konnte. Trotz mehrerer Gefechte vor der flandrischen Küste wie in der Ostsee ist nur ein Erfolg nachweisbar: Am 24.08.1917 wurde der 1.200 BRT große russische Minenleger „Penelope“ vor den baltischen Inseln in der Irben-Straße versenkt. Weitere in Auftrag gegebene Boote wurden auf Grund des Kriegsendes nicht mehr fertiggestellt.

LM-Boot als Torpedoträger

Quellen:
Fock, Harald: Schnellboote Bd. 1, Herford 1973
Gröner, Erich: Die deutschen Kriegsschiffe 1815 – 1945, Bd. 2, Koblenz 1983
Docter, H.: Die Anfänge des Marine-Schnellbootbaus in: Wehrtechnische Monatshefte 1963 S 325 und 374
Marine-Archiv (Hrsg): Der Krieg zur See 1914 – 1918, Nordsee Bd. 6 und 7, Ostsee, Bd. 3
Zeichnung: Fock